Grussworte von Heiner Putzer auf der „Sound-of-Soul“-Vernissage

Auf der „Sound-of-Soul“ Vernissage von Christian Deutschman kamen die Grußworte von Claudia Stamm, MdL und Vorsitzende der Partei mut sowie Heiner Puztier, Direktkandidat der Partei mut für Weilheim-Schongau. Hier die Rede von Heiner Putzier im Wortlaut.

Liebe Besucher der Christian Deutschmann Vernissage „Sound of Soul“

Ich heiße Heiner Putzier, lebe in Weilheim und bin Mitglied der neuen Partei „mut“ und deren Landtagskandidat im Stimmkreis Weilheim-Schongau.

Wie kommt ein mut Landtagskandidat dazu auf einer Vernissage zu sprechen? Christian Deutschmann ist Synästhetiker, er kann Farben hören, Worte schmecken und Gefühle visualisieren. Die Art der Wahrnehmung ist heute aus meiner Erfahrung eher oberflächlich und vor allem geht alles rasend schnell, sodass häufig eine tiefergehende Beschäftigung mit dem Wahrgenommenen gar nicht mehr geschieht. Etwas wirklich wahrnehmen braucht Zeit und auch Muße, damit aus dem Komplex Information und Wahrnehmung, im weiteren Wertung, Meinung und Authentizität entstehen kann. Wenn Zeit und Muße fehlen, wie sieht es denn dann aus mit dem Ergebnis, also mit der Wertung, der eigenen Meinung und der Authentizität, also der kritischen Qualität von Wahrnehmungsinhalten? Christian Deutschmann sagt, dass er diese kritische Qualität bei mut findet. Aus diesem Grund hat er Claudia Stamm und mich eingeladen, heute hier zu sprechen.


Artenvielfalt nimmt ab

Am Beispiel aus der Natur möchte ich dies erläutern. Die Artenvielfalt nimmt ständig ab. Wie nehmen wir das wahr? In der gedruckten Presse, über die sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Co? In den Biologie-Unterrichten der Schulen? Im eigenen Garten? Bei Ausflügen in die Natur / in die Berge? Die Aussage an sich ist meines Erachtens unstrittig. In der Süddeutschen von heute steht im Bayernteil auf Seite 43: „in Bayern sind 44% der hiesigen Brutvögel und 40% der Insekten ausgestorben oder massiv in ihrem Bestand gefährdet“. Was für ein Gefühl verursacht solch eine Aussage?

Das ist wahrscheinlich sehr unterschiedlich. Ich frage mich, was tun wir, wenn wir diese Aussage wahrgenommen haben? Wir spenden Betrag „X“ an den Bund Naturschutz, treten dem Vogelschutzbund bei, denken, dass man eh nichts tun kann und es ganz normal ist, dass die Welt sich verändert oder ändern wir gar unser Verhalten, weil wir erkannt haben, dass dies mit eine der Ursachen für das Artensterben ist?

Letzteres kann ich mir in größerem Umfang schlecht vorstellen, denn der allgemeine Rückgang der Arten nimmt seither eher zu als ab. Und dass, obwohl sich weltweit viele staatliche und nichtstaatliche Stellen intensiv damit befassen. Stimmt unsere Wahrnehmung im Sinne von Christian Deutschmann nicht und empfinden wir eigentlich gar nichts mehr, wenn die Meldung kommt, dass der Madeira-Kohlweißling wahrscheinlich schon ausgestorben sei, da er seit mindestens 20 Jahren auf Madeira nicht mehr gesehen worden ist?

Ich meine, da läuft irgendetwas schief beim Schutz von Fauna und Flora: alles wird anhand von sogenannten Fakten, meistens Zahlen bewertet und entschieden. Die Pflanzen und Tiere verschwinden hinter Wirtschaftlichkeitsberechnungen und ähnlichem. Und gilt das nicht auch für die Bewertung von Menschen?


Sind wir persönlich betroffen hier im Voralpenland vom Rückgang der Artenvielfalt?

Meine Frau und ich waren vor 2 Wochen bei einer Veranstaltung in Pfronten mit dem Namen „Blühbotschafter“. Das ist ein Seminar über 4 Samstage organisiert vom Bund Naturschutz. Otto Randel pflegt in Pfronten eine Buckelwiese, auf der ausschließlich Wildblumen und Wildkräuter wachsen, keine Gülle ausgebracht wird und auch keine Tiere weiden. Die 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmer marschierten im Gänsemarsch über die Wiese und entdeckten eine Vielfalt an Blumen und Insekten, die die meisten in diesem Ausmaß noch nie gesehen hatten. Otto Randel verglich die Artenvielfalt des Voralpenlands mit dem der Regenwälder im Amazonasgebiet. Die angrenzenden Wiesen sind einheitlich grün und werden von Kühen beweidet. Das ist ein typisches Landschaftsbild aus dem Allgäu, das man auf vielen Milchverpackungen sieht. Meine persönliche Wertung dieser Darstellung hat sich nach dem Blühbotschaftertag verändert, denn ich habe mir im Sinne von Christian Deutschmann Zeit vorgenommen, bewusster hinzuschauen.


„Turbokühe“ – „Turbobienen“?

Das muss man sich mal vorstellen: heute sind wir schon froh, wenn die Kühe auf einer Wiese stehen und nicht im Stall. Man könnte sich ja auch fragen, wie viel Milch eine Kuh pro Jahr denn geben muss und wozu diese Riesenmengen an Milch denn gebraucht werden? Bayerisches Milchpulver scheint der Hit in China zu sein. Das ist eine Antwort, warum es sogenannte Turbokühe mit einer Jahresmilchleistung von 8000 l und mehr geben muss. Die Kehrseite der Medaille ist die im Vergleich nahezu unbedeutende Artenvielfalt an Insekten auf intensiv genutzten Weideflächen.

Gerne wird von Effizienz in der Landwirtschaft gesprochen. Wir haben beim Blühbotschafter Lehrgang erfahren, dass es laut einer wissenschaftlichen Studie der Universität Greifswald in den Jahren 2006 bis 2009 über die Effizienz von Honigbienen und Wildbienen zu einem überraschenden Ergebnis gekommen ist. Ein Honigbienenvolk umfasst 30 bis 40 Tausend Bienen. Bei der Apfelblütenbestäubung erreichen 600 bis 900 rostrote Mauerbienen – eine Wildbienenart – die Bestäubungsleistung von 2 – 3 Honigbienenvölkern.

Dann müssen wir aus der rostrote Mauerbiene quasi als Turbobiene züchten und der ganze Zirkus um das Bienensterben ist erledigt – könnte eine Forderung sein. Ich glaube nicht, dass dies so einfach möglich ist und auch nicht notwendig. Sinnvoller wäre es, sich mehr Zeit für die Wahrnehmung und die Wertung zu nehmen sowie den daraus abgeleiteten Handlungen und damit meine ich den Schutz und die Erhaltung der rostroten Mauerbiene. Unterstützung erhält meine Argumentation von keinem geringeren als Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“. Es geht ihm um den Bericht der Genesis, der einlädt, sich die Erde zu unterwerfen. Ich zitiere Seite 93 der deutschen Ausgabe: Es ist wichtig die biblischen Texte in ihrem Zusammenhang zu lesen, mit einer geeigneten Interpretation von Texten und des Verstehens (Hermeneutik), und daran zu erinnern, dass sie uns einladen, den Garten der Welt zu bebauen und zu hüten (Gen.2,15). Während <<bebauen>> kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist mit << hüten >> schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten, bewachen gemeint“.


Artenvielfalt erhalten bedeutet Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und das ist einer der Kernpunkte von „mut“

Und was hat das alles mit der Partei mut zu tun und warum stehe ich hier und spreche von Wahrnehmung im Sinn von Christian Deutschmann und seinen Bildern? Christian Deutschmann sieht hinter seinen Bildern weitere Ebenen wie das Schicksal und die besonderen Lebensbedingungen der abgebildeten Personen. Das ist auch Anliegen von „mut“ auf verschiedenen Ebenen: gesellschaftliche Vielfalt, soziale Gerechtigkeit, lebendige Demokratie, ökologische Nachhaltigkeit, Achtung der Menschenwürde, und hinter die sogenannten Fakten zu sehen. Am Beispiel der rostroten Mauerbiene habe ich versucht, dies zu erklären. Artenvielfalt erhalten, bedeutet Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und das ist einer der Kernpunkte von >>mut<<.

Ein Appell an Sie alle liebe Zuhörer: bitte nehmen Sie Veränderungen der Umwelt nicht hin, sondern wahr, denn auch die Natur hat eine Würde! Das ist anstrengend und zeitraubend, aber ich versichere Ihnen, es lohnt sich und man sieht viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Ich schließe meine kleine Rede mit einem Zitat des Schweizer Pfarrers Kurt Marti:

 

„Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin

und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“

 

Ich wünsche Ihnen allen viel mut für die Zukunft – danke fürs Zuhören!


 

Informiert bleiben!

Du möchtest unseren Newsletter abonnieren? Trage dich hier ein und wir halten dich über Aktuelles und neue Termine rund um die Partei mut auf dem Laufenden.

Folge uns

mut-ige Themen

mut in der Presse

mut regional