Kaffee wächst in den Ländern rund um den Äquator, etwa 25 Millionen Menschen leben vom Kaffeeanbau, meist in kleinteiliger Landwirtschaft mit naturnahen Anbaubedingungen. Daneben gibt es auch vor allem in Brasilien und Vietnam riesige Plantagen, wo unter ökologisch fragwürdigen Bedingungen große Mengen an Rohkaffee produziert werden.
Kaffeehandel: Rohkaffee wird an den Börsen in New York und London gehandelt. Eigentlich ist das ein wirkungsvolles Instrument für die Bauer*innen und auch die Kaffeehändler*innen/Röster*innen. Alle Parteien wissen vorher, zu welchem Preis sie das Produkt kaufen bzw. verkaufen können. Mit Kontrakten können Marktschwankungen abgefedert werden. Leider sind auch viele Teilnehmer*innen an den Märkten unterwegs, die nichts mit Kaffeeanbau oder -verarbeitung am Hut haben; diese Spekulant*innen manipulieren die Märkte nachhaltig.

Der Kaffeepreis wird in $/lb ausgewiesen. Ein amerikanisches Pfund (Lb) entspricht dabei 454g. Dieser Preis gibt die Kaufpreis für aufbereiteten Rohkaffee ex Anbauland wieder. In den vergangenen Jahren ist er von etwa 3$ auf 1$ gefallen. Das historische Tief lag bei 0,41$ im Jahr 2001. Auf diesen Börsenpreis gibt es je nach Qualität Zu- oder Abschläge, die von den Marktteilnehmer*innen vereinbart werden (z.B. für gute Qualitäten, Biokaffee etc.).
Bis der Kaffee in unserer Tasse landet, kommen noch viele weitere Kosten hinzu.
In Deutschland wird z.B. auf Röstkaffee, der in Verkehr gebracht wird (d.h. hier geröstet oder gewerblich importiert), eine Kaffeesteuer in Höhe von 2,19€/kg erhoben.
Eine grobe Kalkulation für Kaffee (Anteil vom Verkaufspreis) sieht wie folgt aus:
Fracht, Steuern, Zoll 45% Einzelhandel 24% Röster 17% Kaffeebauer 14%
Wenn wir das dann auf einen durchschnittlichen Kilopreis von 10€ umrechnen, bekommen die Kaffeebauer*innen also 1,40€ für ein Kilo Rohkaffee. Dieser Preis ist nicht kostendeckend und wenn die Kaffeebauer*innen nicht mehr vom Kaffeeanbau leben können, sind sie gezwungen, ihr Land zu verkaufen und sich ein neues Leben zu suchen. Und hier schließt sich der Kreis zur Eingangsfrage: ein zu niedriger Kaffeepreis führt zu Migration (nicht wenige, die sich zur Zeit aus den Ländern Süd- und Mittelamerikas auf den Weg in Richtung USA machen, waren früher im Kaffeeanbau tätig) und zu Umweltzerstörung (die ehemaligen Plantagen und umliegende naturnahe Bereiche werden brandgerodet um z.B. Palmöl anzubauen). Ein niedriger Kaffeepreis hat also auch spürbare Konsequenzen für die Konsument*innen in den Ländern, in denen Kaffee überwiegend getrunken wird.
Welche Ansätze gibt es, diesen Teufelskreis zu durchbrechen?
Schauen wir uns die Kalkulation noch einmal ein bisschen genauer an. Am Beispiel der Kaffeebauer*innen in Indonesien haben wir in 2012 ein minimales Familieneinkommen von 2.000 US$/Jahr berechnet, das zu einem langfristigen, nachhaltigen Leben erforderlich ist. Das erscheint auf den ersten Blick sehr wenig, wenn man aber berücksichtigt, dass für Wohnen in den ländlichen Strukturen keinen Kosten anfallen (außer Instandsetzungen, da die Häuser selbst gebaut sind und auf eigenem Grund stehen) und ein Großteil der Lebensmittel selbst produziert werden, reichen diese Mittel für eine medizinische Basisversorgung und die Unterstützung bei der Ausbildung der eigenen Kinder und liegen so deutlich über dem Durchschnittseinkommen. Umgerechnet auf die bewirtschaftbare Fläche ergibt sich so ein Mindestpreis von 2,50 US$/lb Rohkaffee. Wenn wir das auf unseren Konsum hier umrechnen, würde die Tasse Kaffee gegenüber der Kalkulation oben um 2 Ct teurer!
Es braucht also nicht viel von unserer Seite, um nachhaltigen Kaffeeanbau zu ermöglichen. Warum tun wir es nicht?
Es gibt Konzepte wie Fairtrade, die zumindest einen Teil der Probleme adressieren. Kaffeebauer*innen erhalten nach einer Zertifizierung (die auch die Einhaltung von sozialen Standards beinhaltet) einen Kaffeepreis der 0,20$ über dem Marktpreis liegt und für zertifizierten Biokaffee noch einmal 0,30$ obendrauf. Zusätzlich wird ein Mindestpreis von 1,40 $/lb garantiert.
Im Workshop haben wir anschließend diskutiert, mit welchen Maßnahmen ein nachhaltiges Wirtschaften für die Kaffeebauer*innen möglich gemacht werden kann.
Die Reihenfolge stellt keine Gewichtung dar: